Gutachterwettbewerb
Neubau des Katholischen Forum´s St.Peter in Oldenburg
Oldenburg
2010
1.Preis Architekturbüro
Anton Ummenhofer
ERLÄUTERUNG
Auf dem winkelförmigen Gesamtgrundstück wird ein winkelförmiger gegliederter
Baukörper vorgeschlagen, der zur Peterstraße 3-geschossig und zur
Georgstraße 4-geschossig Bezüge zur Umgebung aufnimmt. Zum Innenhof
bildet ein offener schlanker 2-geschossiger Galeriebau den Verbindungsteil.
Ein filigranes tonnenförmiges Stahl-Glasdach über drei Spitzbogenfenster
formuliert den zentralen Raum, unmittelbar neben dem 3 schiffigen, hochgothischen
Hallenraum der St. Peterskirche, dem geistlichen Raum gelegen.
Die Kirchenlängsfassade wendet sich mit seinen bedeutungsvollen Buntglasfenster
beiden Räumen zu, dem weltlichen und dem kirchlichen Raum. Sie bilden das
Bindeglied zur Tradition katholischer Werte und verleihen dem neuen Forum
eine angemessene Würde. Der rote Backstein und die Buntglasfenster werden
von den großzügigen Glaskuppeln „ins Licht gesetzt" und das neue Atrium
wird in warmes Licht getaucht. Neu- und Altbau thematisieren die Erlebbarkeit
zueinander als Leitidee des Entwurfs.
Beide Gebäude, St. Peterkirche und Forum sind Solitärgebäude, stehen jedoch
über eine dezente „Glasfuge", dem Atrium, miteinander in einer räumlich-funktionalen
Verbindung. Auf eine trennende unklimatisierte Gasse oder einen Platzraum
wird bewusst verzichtet.
Der Haupteingang liegt, maßvoll mit einem Vorplatz zurückgesetzt, direkt
neben dem Kircheneingang und verbindet die Nutzungen untereinander. Gegenüberliegend
befindet sich der 2. Eingang an der Georgstraße. Passanten können
so über die städtebauliche Passage des halböffentlichen Raumes die neuen
Einrichtungen, Informationen und Dienste des Forums kennen lernen. Ein Buchcafe
bietet Getränke und kulinarische Köstlichkeiten und lädt zum Verweilen ein.
Von der Peterstraße und der Georgstraße betritt man ebenerdig
diesen halböffentlichen Raum, der über ein großzügiges Glasdach belichtet
wird. Er ist nicht nur der zentrale Erschließungsraum für alle Veranstaltungen
im Haus, sondern vor allem auch moderner Ort der Begegnung, einsehbar aus
der Peterstraße. Über eine geschwungene Freitreppe gelangt man auf
die Empore, die einen attraktiven Blick zur Kirche ermöglicht. Hier liegen
der kleine Saal und der Seminarraum. Alle Gruppen- und Versammlungsräume
haben eigenständige Vorbereiche, sodass parallele Nutzungen möglich sind.
Durch die unterschiedliche Lage im 2-geschossigen öffentlichen Bereich hat
jeder Raum einen eigenständigen Charakter. Eine flexible Nutzung ist möglich.
Der dritte Eingang liegt auch an der Peterstrasse und erschließt eigenständig
die im Hauptbaukörper entlang der Peterstrasse liegenden Funktionsräume.Über
die Galerie im 1. Obergeschoss sind diese an das Forum angebunden.
Der Zugang zu den Wohnungen erfolgt eigenständig über den Seiteneingang
Georgstrasse. An der ruhigen Straße gelegen haben die Wohnungen mit Blick
auf den Park eine hohe Wohnqualität. Die Erschließung der 23 Stellplätzen
im 1. Untergeschoss erfolgt über die Peterstraße, ohne die Kirche
und die Räume des Forums zu stören. 2 offene Stellplätze dienen der Anlieferung
im Innenhof.
Die öffentlich genutzten Räume des Forums befinden sich im Erdgeschoss und
auf der Galerie im 1.Obergeschoss. Alle werden über den zentralen Raum,
dem „Forum" erschlossen. Dieser bildet im direkten Anschluss zum Gotteshaus
das weltliche Pendant zum heiligen Raum, Wand an Wand und damit im Dialog
zueinander. Die alte Kirchenfassade bildet die besondere Fassade und verleiht
ihm eine besondere Würde. Sie zeigt in den künstlerisch gestalteten farbigen
Kirchenfenstern die lange Geschichte des katholischen Glaubens und seiner
Traditionen. Die Fassade nimmt Bezug zur St.-Peterkirche und verbindet das
neue Forum zu einer gestalterischen Einheit. Die Strebepfeiler der spätgothischen
Kirche aus Klinker, werden in der neuen Architektur in moderner Form als
Klinkerpfeiler interpretiert. Horizontale Sandsteingurte nehmen Ordnungselemente
des Gotteshauses auf und gliedern das Forum in maßstäbliche Proportionen.
Stehende, klar angeordnete Fensterformate kontrastieren die bunten Kirchenfenster.
Das Gebäude ist unter modernen Gesichtspunkten der Ökologie, der Werthaltigkeit,
der technischen Anforderungen und der Unterhaltskosten geplant. Nach Abwägung
der städtebaulichen, funktionalen und wirtschaftlichen Gegebenheiten wird
der Abbruch des kleinen Gebäudes Georgstrasse 5 als notwendig erachtet Mit
der eigenständigen modernen Architektur kann das Forum St. Peter den gewachsenen
Anforderungen der „Citypastorale" notwendige Aufgabe erfüllen. Es steht
ein vielfältig nutzbarer Raum zur Verfügung, der zu Gespräche und Diskussionen
einlädt und für alle Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen Werte vermittelt.
Als offenes Haus bildet es zusammen mit der Kirche St. Peter eine Einheit.